Drei Göttinger Wohnungsunternehmen legten gestern den Grundstein zum derzeit größten Bauvorhaben in der Stadt. Für 35 Mio. Euro - die Kosten lassen sich gegenwärtig noch nicht exakt beziffern - entsteht im Windausweg ein Stadtviertel mit 210 Wohnungen.
Drei Tageblätter, drei Geschäftsberichte und 3,60 Euro für offengebliebene Rechnungen stecken in dem Metallrohr, das Bau-Ingenieur Wolf-Dietrich Neuhaus gestern bei der Grundsteinlegung einmauern ließ. Die Aufsichtsräte von Städtischer Wohnungsbau, Volksheimstätte und Wohnungsgenossenschaft, die sonst die Kontrolle ausüben, griffen unter den kritischen Augen der Vorstände zur Maurerkelle. 200 Zuschauer verfolgten bei Regen das Geschehen in der Baugrube.
Bis Sommer 2011 soll auf der 2,5 Hektar großen Fläche zwischen Felix-Klein-Gymnasium und Badeparadies „Eiswiese“ ein Wohnviertel entstehen. Dort stand bisher das Institut der Rechtsmedizin. In den 50er-Jahren wollte sich die Uni in diesem Bereich erweitern. Nach der Gebietsreform, durch die Weende zur Stadt kam, erfolgte dann aber die Entscheidung für den Nordbereich.
Bauherren im Windausweg sind „die großen Drei“ des Göttinger Wohnungsmarkts, so Oberbürgermeister Wolfgang Meyer. Die Firmen vermieteten zusammen insgesamt 12.000 Wohnungen, ein Drittel des gesamten Bestands in der Stadt, führte Meyer aus, der Aufsichtsratsvorsitzender der Städtischen Wohnungsbau ist. Deren Geschäftsführer, Rolf-Georg Köhler, erläuterte, dass die Gebäude in fünf Baufeldern entstehen. „Die Verantwortung liegt jeweils bei den einzelnen Gesellschaften“, ergänzte Heike Klankwarth, Vorstand der Volksheimstätte.
Das Interesse an den innenstadtnahen Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, die in Nachbarschaft zum Naherholungsgebiet Kiessee liegen, ist groß. „Wir haben 200 ernsthafte Interessenten für unsere 67 Wohnungen“, weiß Henning Schreiber, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft, zu berichten.
Von Michael Caspar (Göttinger Tageblatt, 17.11.2009)